Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, Riesenrummel und noch mehr Selfies: Das Stadtmuseum des kleinen Bensheim zeigt Malerei und Grafik des großen Malers Neo Rauch, der auch schon im New Yorker Metropolitan Museum ausgestellt hat.
In meiner kleinen Heimatstadt im Süden des Rhein-Main-Gebiets, wo man für Ausstellungen großer Künstler mindestens nach Frankfurt fährt und vor Ort eher wandert oder noch ein Weinfest feiert, gibt es so viel Auflauf, wie sonst nur in großen Häusern. Zur Eröffnung kommt Besuch aus Leipzig und Berlin in die Provinz und lässt unser kleines Museum am Marktplatz in großstädtischem Glanz erstrahlen. Große Kunstmuseen hätten zwar durchaus eine Magnetwirkung, „aber vor Ort erlebt man nur einen Bruchteil der Herzenswärme, die einen an kleinen Orten empfängt“, schwärmt der Leipziger Maler. In Bensheim strahlen diese Wärme sowohl der Museumsleiter als auch die Kunstbegeisterten vor Ort aus: Bensheim ist im Rauch-Fieber, die Öffnungszeiten wurden bereits verlängert. Im so beschaulichen Städtchen, wo Ruhe oft auch (kulturelle) Leere bedeutet, ist diese Ausstellung ein echtes Highlight.
Neo Rauch gilt als bedeutendster Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule und malte schon zu einer Zeit figürlich, als auf dem Kunstmarkt noch die abstrakte Malerei in Mode war. Typisch für ihn sind Figuren in überlappenden Räume und Zeiten, zugerechnet wird er dem Stil des magischen Realismus.
Die Ausstellung „Im Papiergrund“ widmet sich ganz Rauchs Zeichnungen und Malerei auf Papier, die bislang eher unbekannt geblieben sind. Neben Großformaten in Öl wird auch eine Auswahl an Arbeiten mit Bleistift, Kugelschreiber oder Filzstift gezeigt, die mit enormem zeichnerischem Können beeindruckt und voller Details und Geschichten steckt. Die kleine, sehr feine Ausstellung geht noch bis zum 1. September.